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Ein Dorfoberhaupt erzählt

Veröffentlicht am 09.01.2012 von Marie-Laure Noray-Dardenne - Ansicht die Kommentare

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Ibrahim Ould Mami Nagli ist seit 2005 das Dorfoberhaupt von R’Gueiba. Einige Monate nach seiner Ernennung erzählt er von der Verantwortung, die ihm gegen seinen Willen übertragen wurde; mit seinen Worten über das Leben im Dorf:

„Zu Lebzeiten meines Vorgängers war meine Rolle die des Assistenten und Stellvertreters. Ich habe ihn ins Dorf begleitet und er hat mich oft um Rat gebeten. Nach seinem Tod haben wir uns versammelt, um zu entscheiden, wer seine Nachfolge antritt. Ich habe als Nachfolger einen Cousin des Verstorbenen vorgeschlagen, der älter ist als ich, aber er hat kategorisch abgelehnt. Die Dorfbewohner sagten: ‚Wir wollen, dass das Oberhaupt ein Einwohner von R’Gueiba ist, der auch aus diesem Dorf stammt‘. Unter den möglichen Kandidaten gab es neben mir noch zwei alte Männer. Da es für die beiden schwierig war, zu reisen, hat sich das Dorf letztendlich dazu entschieden, mich zu ihrem neuen Oberhaupt zu ernennen. Ich habe zugestimmt, allerdings nur unter der Vorrausetzung, keine Entscheidung ohne vorherige Absprache mit den anderen Dorfbewohnern zu treffen. Wenn es um die Wahl des Dorfoberhauptes geht, haben die Frauen einen großen Einfluss. Wenn man M’Barek - den Sohn von Barka d’Agadir - nicht mitzählt, der damals gemeinsam mit seiner Mutter die Führung des Dorfes übernommen hatte, bin ich das jüngste Oberhaupt in der Geschichte von Banc d’Arguin. Ich bin 1959 in der Zeit nach der Unabhängigkeit geboren.

Ich bin zwar selbst nie zur Schule gegangen, würde aber gerne hier ein Bildungssystem aufbauen. Wir brauchen außerdem ein Gesundheitszentrum. Bildung, Gesundheit und Wasser sind unsere drei größten Probleme. Was das Wasser angeht, warten wir immer noch auf die Eröffnung der Meerwasserentsalzungsanlage (wir nennen sie „Bohranlage2). Da wir die Anlage, die zeitgleich mit der der Anlage von Iwik eingeweiht werden soll, vor ihrer Einweihung nicht nutzen können, müssen wir eben auf die Bohranlage in Iwik warten. Ich mache mir zudem Sorgen um die Qualität des Wassers. Manche sagen, dass das Wasser ein wenig salzig bleibt und daher ungesund für die Nieren ist. Das wäre für die Gesundheit der Älteren sehr schlecht. Aber ein Dorf ohne Wasser am Leben zu erhalten, ist schwierig. Das bedrückt mich am meisten.

Es ist ein Jammer. Der Ort ist wunderschön und das Leben dort ist gesund und einfach. Das Küstengebiet ist hier anders als in den anderen Dörfern - das Meer wird sofort tief, eigentlich wie in einem Hafen. Das macht das Anlegen und Beladen der Schiffe sehr einfach und erleichtert außerdem das Wäschewaschen oder das Spülen des Geschirrs. Der Ort ist strategisch wichtig zum Fischen von Meeräschen und Adlerfischen und das Meer ist hier weniger gefährlich als anderswo.

Die Einschränkungen, die uns durch den Parkverwaltung auferlegt werden, dienen dem Wohl von ganz Banc d’Arguin und unserem eigenen. Ich bin mit der Beschränkung der Anzahl unserer Segelboote absolut einverstanden. Wenn man den Reichtum des Ozeans schützen möchte, sind 80 betriebsbereite Boote völlig ausreichend. Noch mehr Boote würden nur das Ökosystem schädigen. Unsere Vorfahren haben den Fischfang immer mit größtem Respekt vor der Natur betrieben – schon lange bevor die Parkverwaltung existierte.“

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