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Vogelwarte, Mauretanien

financed on the 31.03.2012

Projektinformation

IWIK
Nachhaltiges Management
RAMPAO
01.04.2013

1575 €

von 1575 € Zielsumme
100%

Darum geht's?

Der Banc-d’Arguin-Nationalpark in Mauretanien ist eine der wichtigsten Brutstätten für afrikanische Vogelarten und ein perfekter Unterschlupf für die Zugvögel aus Europa: Mehr als sechs Millionen Vögel durchqueren während ihrer Wanderung den Park und mehr als zwei Millionen von ihnen überwintern in dieser Region! Mit seinem „Verein der Freunde des Parks“ engagiert sich Sidi, der Champion des Projekts, schon seit Langem für den Schutz und den nachhaltigen Umgang mit diesem wertvollen Naturerbe. Um den Einheimischen, insbesondere den Jugendlichen, eine Möglichkeit zu geben, ihre außergewöhnliche Naturwelt besser kennen und schützen zu können, möchte Sidi nun zwei Vogelwarten im Park errichten. Damit der Lerneffekt verstärkt wird, möchte er die Vogelwarten in der Nähe der Grundschule seines Dorfes Iwik, einem der neun Dörfer innerhalb des Parks, errichten. Durch die dabei entstehende Aufwertung des Parks möchte er mit seinem Projekt auch zur Entwicklung des Ökotourismus beitragen. „Durch dieses Projekt wird das wichtige lokale und globale (Zugvögel) ökologische Erbe des Parks geschützt. Gleichzeitig trägt es dazu bei, den Ökotourismus anzukurbeln, von dem dann die lokale Wirtschaft profitiert.“ Sidi Ely


Ich heiße Sidi Ely und gehöre zu den Imraguen (eine Gruppe mauretanischer Küstenfischer). Ich bin Fremdenführer und Vorsitzender des „Vereins der Freunde des Banc-d’Arguin-Nationalparks“ in Mauretanien. Ich wohne in Iwik, einem der neuen Dörfer innerhalb des Parks. Ich bin außerdem der Betreiber eines auf Ökotourismus ausgelegten Camps. Sowohl die Beleuchtung als auch die Warmwasseraufbereitung des Camps werden mit Solarenergie betrieben. Gemeinsam mit den Bewohnern meines Dorfes reinigen wir regelmäßig den Strand von angeschwemmten Abfällen. Mein Verein, meine Familie, meine Kollegen und meine Freunde - wir alle versuchen gemeinsam, diesen Park, der unser kulturelles und ökologisches Erbe ist, zu achten und aufzuwerten.

Wozu wir deine Spende brauchen?

Mithilfe deiner Spende können wir eine der beiden Warten errichten. Die Warte wird von ortsansässigen Schreinern und Arbeitern aus Holz gefertigt und aufgebaut. Dabei wird streng darauf geachtet, dass ein ausreichender Abstand zu den Niststätten der Vögel eingehalten wird, um diese nicht zu stören. Mit deiner Spende finanzierst du außerdem das Aufstellen von Informationstafeln sowie den Kauf von drei Ferngläsern, die wichtig sind, um die Besucher und die Bevölkerung besser für den Park und seine Tierwelt zu sensibilisieren. Dabei soll speziell den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, die verschiedenen Vogelarten besser kennenzulernen und dieses Naturerbe stärker wertschätzen und in Zukunft selbst schützen zu können. Bei der Durchführung seines Projekts erhält Sidi die technische Unterstützung des Banc-d’Arguin-Nationalparks und vor allem auch den Beistand seines Ecopartners und Landvermessers Sidi Cheikh.

Ecopartner für Vogelwarte

Letzte Meldung

01.04.2013 › Vogelwarte : Und wenn’s möglich wäre?

… am Erfolg teilzuhaben. Schließe Dich uns, der Ecofund Community an!

Als Antonio mir in 2011 in Mauretanien Sidi Ely und Sidi Cheikh vorstellte, lernte ich dass die beiden Männer einen gemeinsamen Traum hatten: in Iwik eine Vogelwarte zu errichten.

Ihr müsst wissen, dass Iwik eines der neun Dörfer innerhalb des Banc-d’Arguin-Nationalparks in Mauretanien ist; eine der wichtigsten Brutstätten für afrikanische Vogelarten und ein perfekter Unterschlupf für die Zugvögel aus Europa. Touristen aus der ganzen Welt besuchen den Nationalpark, um Wandervögel zu beobachten, aber die Kinder, die im Nationalpark leben, kennen ihre Umwelt und die vielen verschiedenen Vogelarten nicht. Grund genug, damit Sidi Ely und Sidi Cheikh - beide Familienväter – beschließen, ihre Kräfte zu vereinen, um im Iwik eine Vogelwarte zu errichten. „Die Dorfjugend von heute ist der Wächter des Nationalparks von morgen“ sagen sie.

Heute, dank der Unterstützung der Ecofund Community, unserer Freunde aus Deutschland, Senegal, Polen, Frankreich … dem Verein l’Association des Amis du Banc d’Arguin, der Parkverwaltung (Dank an den Direktor H. Diagana) und der FIBA, ist Sidi Elys und Sidi Cheikhs Traum Wirklichkeit geworden.

Und Ihr habt Teil an dem Erfolg. Genießt die Fotos!

04.11.2012 › Vogelwarte, Mauretanien

Unser Champion, Sidi Ely, der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Banc d’Arguin, nimmt die Ferngläser und das Teleskop im Empfang, die als Ausstattung für die Vogelwarte in Iwik bestimmt sind.

Herzlichen Dank an alle Unterstützer !

11.10.2012 › Birds observatory, Mauritania

Dear Friends,

On my return to Iwik on the 4th October, I had an opportunity to receive the binoculars and the telescope which you had sent us.

The PNBA has taken care of the customs procedures and the Park agents gave me the box as you can see on the photos below.

I am very happy, because now we can really implement the birdwatching activities in Iwik.

On behalf of the Association of the Friends of Banc d'Arguin, I would like to sincerely thank the Ecofund community and all the people who have given us their support.

Sidi Ely, Chairman of the Association des Amis du Banc d’Arguin (AABA)

and champion of the Birds observatory project in Mauritania

01.10.2012 › Meine Arbeit als Bootsbauer

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

„Ich komme aus einer Bootsbauerfamilie. Die halbe Flotte von Banc d’Arguin wurde von meinem Vater gebaut, der mittlerweile verstorben ist. Er hieß Boughari Ould Louli und hat vor der Gründung des Nationalparks mit den Spaniern zusammengearbeitet. Der Beruf wurde mir quasi in die Wiege gelegt, und ich habe selbstverständlich bei meinem Vater gelernt. Unsere Arbeitsweise ist anders als die in der Werkstatt des Parks. Ich habe die Arbeitsweise meines Vaters übernommen, arbeite aber mit moderneren Werkzeugen. Am Anfang habe ich beim Bau der Segelboote mitgeholfen, wenn ich während der großen Ferien ins Dorf zurückgekehrt bin. Das restliche Jahr über war ich in der Schule in Noudhadibou oder in Nouakchott. Mit vierzehn habe ich mein erstes Boot ganz alleine gebaut. Heute bin ich 26 und der jüngste Bootsbauer in R’Gueiba. Man kann ein Fischerboot problemlos alleine bauen. Man muss dann vier bis sechs Monate Zeit einrechnen. Das macht mir eigentlich am meisten Spaß.

Ich habe auch schon viel gefischt und könnte ebenso Kapitän sein. Aber ich habe keine Lust, meine Arbeit als Zimmermann aufzugeben, um Fischer zu werden, wie es einige meiner Cousins getan haben. Solange es den Beruf des Bootsbauers gibt, werde ich ihn ausüben. Denn das mache ich am liebsten. Als Bootsbauer verdient man pro gebautes Fischerboot („lanche“) ungefähr 400.000 Ouguiya. Das ist viel Geld. Daher ist es wichtig, zuerst einmal die Schule zu besuchen, bevor man sich zum Bootsbauer ausbilden lässt. Auch zum Bauen von Fischerbooten braucht man Bildung, Intelligenz und Training.“

18.09.2012 ›

Gute Nachrichten! Dank Eurer Spenden konnten für Ferngläser und ein Teleskop für die Vogelwarte in Iwik gekauft werden!

Die Geräte sind gut in Nouakchott angekommen. La FIBA, unser Ecopartner für das Projekt von Sidi, kümmert sich um die Zollabfertigung der Ware.

Gleichzeitig arbeitet der deutsche Naturillustrator, Christopher Schmidt, an Illustrationen für die Vogelwarte. Diese sollen nicht nur die Touristen sondern vor allem die Jugend der Imraguen über den Naturreichtum ihrer Heimat informieren.

Wir halten Euch auf dem Laufenden !

13.09.2012 › Im Dienst: Krankenpfleger, Arzt und Apotheker

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Abou Malal Bâ wacht Tag und Nacht über die Gesundheit der Imraguen. Und wenn er es könnte, würde er sie alle heilen. Aber leider hat er nur zwei Hände, und ohne die Fähigkeit zur Omnipräsenz ist es ihm leider nicht möglich, am selben Tag eine Wunde in Mamghar, eine Lungenentzündung in Agadir und ganz nebenbei noch einen Sonnenstich Mitten in der Wüste zu behandeln. Die Konkurrenz hält sich für Abou im Banc d’Arguin in überschaubaren Grenzen – er ist die einzige diplomierte Gesundheitsfachkraft in der Gemeinde Mamghar, die die neun Dörfer des Parks in sich vereint. Die Organisation „Apotheker ohne Grenzen“ hat vor einigen Jahren trotzdem eine Praktikumsstelle hier eingerichtet, mit dem Ziel, aus jedem Dorf ein oder zwei Personen in der Basisgesundheitsversorgung und Erster Hilfe auszubilden.

Abou war selbst einer der Dozenten. Aber aufgrund fehlender Mittel und fehlender Entlohnung haben die Dorfbewohner ihrer noblen Mission den Rücken gekehrt oder ihre Ausbildung anderswo fortgesetzt. Als Gesundheitshelfer der Gemeinden bekommt man vom Staat keinerlei Mittel oder Gelder; man bleibt abhängig von der freiwilligen Unterstützung durch die Dorfgemeinschaft. Das Ganze ist eine Grundsatzfrage. Die Idee ist gut, ohne Frage, aber ihre Umsetzung in der Realität ist für die Pfleger und Ärzte nicht immer einfach: Ihre anfängliche Motivation nimmt mit der Zeit mangels Anerkennung und Bezahlung ab.

Die Dorfleute wollen den neuen Fähigkeiten ihres Fischerei-Kameraden nicht so recht glauben schenken. Das ist schade und macht Abou seine Aufgabe nicht gerade leichter. Trotzdem lässt er sich nicht entmutigen und hat immer wieder neue Ideen. Sein neuestes Vorhaben: ein mobiles Krankenpfleger-Team unterstützt durch Mitarbeiter des Parks – aus logistischen Gründen. Schon kurz nach Beginn war Abou vom Ergebnis der Aktion begeistert: 70 Untersuchungen in zwei Tagen, und dabei sind die Impfungen nicht mitgezählt! Da er während der Tour seinen Gesundheitsposten in Mamghar schließen muss, kann er solche Aktionen nicht jeden Tag machen…es würde wirklich dringend ein zweiter Gesundheitshelfer gebraucht.

Abou nennt uns die häufigsten Krankheiten: Lungenerkrankungen, Bindehautentzündung, Durchfallerkrankungen, Arbeitsunfälle der Fischer – darunter oft durch Angelhaken verursachte Risswunden. Außerdem hilft er auch bei Entbindungen.

Nach den Worten von Abou sind Fälle von Unterernährung sehr selten. Es mangelt an frischem Gemüse, das stimmt, aber Fisch ist ein sehr reichhaltiges und wertvolles Nahrungsmittel. Ein viel größeres Problem ist hingegen der Wassermangel, vor allem bei den kleinen Kindern.

07.09.2012 › Tourismus mit Abenteuer

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Es ist Anfang Mai in Arkeiss. Der Fang des Adlerfisches ist in vollem Gange und der Alltag der Dorfbewohner richtet sich nach der Ankunft der Boote aus ganz Banc d’Arguin. Im Haus des jungen Dorfoberhaupts sind Mütter, Töchter und alte Fischer eifrig dabei, über den zweiten Segen des Dorfes zu diskutieren: den Tourismus. Einige Gesprächsfetzen:

« Der Tourismus ist eine gute Sache für die Menschen in Arkeiss. Das was uns daran stört ist verglichen mit den Vorteilen, die wir davon haben, vernachlässigbar. Es ist nicht nur eine Frage des Geldes, es ist auch eine Frage der Entwicklung. Es hält das Dorf in Bewegung, hält uns lebendig. Das Geld… das können wir auch anders bekommen. Geld ist wirklich nicht der Hauptgrund. »

« Die Touristen sollen zwar weiterhin nach mauretannischer Art und Weise empfangen werden aber trotzdem… wir brauchen mehr Duschen, bessere sanitäre Anlagen und eine richtige Küche. Wir müssen uns verbessern.“
„Wir brauchen einen Raum in einem stabilen Gebäude, wo wir unsere Materialien geschützt vor Wind, Sand und Wasser unterbringen können.“

„Erinnert ihr euch an den Wirbelsturm im September vor zwei Jahren? Wir mussten die Touristen bei uns aufnehmen, da die „Khaima“ (mauretanisches Zelt) mitsamt allen Utensilien davongeflogen sind. Wir haben noch Tage später Matratzen gefunden, die bis ins entfernte Cap Tegara geflogen waren!“

„Ich erinnere mich noch, dass die Touristen sehr um uns Einheimische besorgt waren. Und wir, wir haben uns um sie und ihre Gepäckstücke Sorgen gemacht. Der Sturm hat mehrere Stunden gedauert. Wir brauchen wirklich ein stabiles, massives Gebäude.“

"Die Touristen sind heute viel ehrlicher als früher. Seit dem Bau der Straße zwischen Nouadhidbou und Nouakchott kommen die ganzen Ganoven, Autodiebe und zwielichtigen Händler nicht mehr an Arkeiss vorbei. Umso besser, da viele von ihnen oft vor der Morgendämmerung abgehauen sind, ohne zu zahlen.“

„Wir haben auch unsere treuen und regelmäßigen Besucher. Vor allem die Anwohner von Nouakchott, die nach Arkeiss kommen, um die Feiertage oder lange Wochenenden hier zu verbringen. Sie kommen gemeinsam mit ihren Gästen und so machen wir immer neue Bekanntschaften.“

01.09.2012 › Leben im Nationalpark Banc d'Arguin

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Mit dem Park zu existieren, das bedeutet, darin seinen Platz zu haben. Diesen Platz hat man sowohl in seiner Eigenschaft als Teil des Ökosystems, aber auch einfach als Mensch. Existieren, das bedeutet, die Mittel zum Leben zu haben, nicht nur zum Überleben.Die Mittel zu haben, um menschenwürdig leben zu können, zumindest entsprechend den Lebensbedingungen Mauretaniens, das weltweit immer noch zu den Schlusslichtern des UN-Entwicklungsindex zählt, trotz seiner Bemühungen die Lebensbedingungen der Bürger zu verbessern. (Das BIP von Mauretanien liegt im Jahr bei 500 Dollar pro Kopf).

Gemessen an den Entwicklungsindikatoren, steht das Land weit hinten, das stimmt. Man sagt, dass hier jede zweite Person unter der Armutsgrenze lebt. Nichtsdestotrotz werden Anstrengungen unternommen, und Gesundheits- und Bildungswesen verbessern sich nach und nach. Allerdings sind es nicht die Dörfer des Banc d’Arguin, in denen diese Entwicklung sichtbar ist. Das Gebiet selbst wird stark geschützt, um eine weitere Schädigung der Umwelt zu verhindern. Das darf jedoch nicht bedeuten, dass die Imraguen dadurch gleichzeitig vor ihrer eigenen Entwicklung „geschützt“ werden.

Das Thema Entwicklung innerhalb des Banc d’Arguin ist weites, viel diskutiertes Anliegen. Die Probleme sind komplex und oft widersprüchlich. Schon der Ansatz ist extrem problematisch. Das Problem lässt sich auf folgenden Nenner bringen: Je mehr Menschen im Banc d’Arguin leben, desto mehr ist dessen Umwelt bedroht. Also beschränken wir die Bevölkerung, indem wir den Zuzug von Neuankömmlingen zu verhindern versuchen. Es ist nicht der Platz, der fehlt; und auch bei den Ressourcen weiß man, dass die Imraguen, die vor Ort sind, nur einen kleinen Teil der Fische und Meerestiere selbst konsumieren.

In der Unterzahl zu sein bedeutet, an der Grenze zu sein; an der Grenze und oft darunter, wenn es darum geht sich bei Ministerien oder sonstigen Verwaltungsapparaten Gehör zu verschaffen, um eine Schule oder ein neues Gesundheitszentrum zu bekommen. Trotzdem kann man der Parkverwaltung nicht vorwerfen, den Anwohnern kein Gehör zu schenken.
Ihren Willen zum Gespräch bekräftigt die Parkverwaltung mit der Einrichtung von entsprechenden Arbeitsgruppen und regelmäßigen Versammlungen, die nacheinander in den Dörfern abgehalten werden. Dort haben sie die Funktion von Anhörungen, bei denen die Vertreter der Dörfer, ihre Beschwerden vortragen können.

Paradox ist hierbei die Situation an sich: Auf einem Gebiet von 12.000 km² befinden sich gerade einmal neun Dörfer, in denen 1.500 Menschen leben (wenn nicht sogar weniger, manche sprechen von 1.200) – zu wenige, um mit voller Legitimation notwendige Mittel und Ausstattung einfordern zu können.

26.07.2012 › Rückkehr mit (fast) leeren Händen

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Ein Tag des Fischfangs folgt dem anderen aber trotzdem sind sie immer verschieden. Das ist alles, was Mohamaden zu sagen hat in Anbetracht seiner mageren Ausbeute des heutigen Tages. Das Schiff ist schnell entladen; es gibt nichts, was er für das abendliche Mal nach Hause mitbringen könnte. Nur einige wenige Rochen und ein Dutzend sehr kleiner Haie, die versehentlich ins Netz gegangen sind, das eigentlich gar nicht für sie vorgesehen war. Aber daran ist jetzt sowieso nichts mehr zu ändern. Die Imraguen essen sie nicht selbst und der florierende Handel mit ihnen ist nur mehr eine vage Erinnerung, seitdem ihre Ausbeutung durch das Verbot des Haifischfangs gestoppt wurde. Rochen und Haie sind heute nur noch gut, um sich damit bei den Ghanaern und Maliern einige Ouguiya (Währung in Mauretanien) zu verdienen. Diese Pökeln den Fisch noch am Strand in Salzlake, deren Amoniakgestank anschließend das ganze Dorf verpestet.

Mohamaden und seine Crew sind in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, um gute Adlerfische zu fangen. Es ist gerade Saison und der Kapitän war sich ziemlich sicher, dass die von ihm ausgewählte Route in diesen Tagen sehr fischreich sein würde. Heute machte er sich auf den Weg, um die von ihm bereits ausgelegten Netze wieder einzuholen. Man erzählte sich, er sei zu einem weit entfernten aber dennoch vielversprechenden Ort aufgebrochen - man musste mehrere Stunden segeln, bis man das erste Netz erreicht hatte. Angeblich haben die Adlerfische die Einladung der ausgelegten Netze dankend abgelehnt und entschieden, sich lieber woanders niederzulassen; oder ein wenig später…oder vielleicht morgen…oder vielleicht nie.

Eigentlich weiß er es ja: am besten ist es, die Mühe, die man für solch nichtige Resultate aufgebracht hat, möglichst schnell wieder zu vergessen. Das frühe Aufstehen, das Zusammentrommeln der vierköpfigen Mannschaft, die Kontrolle der Netze, die ausgelegt werden sollen, das Bereitstellen von Trinkwasser und Verpflegung. Hat der Schiffsjunge auch genug Tee eingepackt? Hat er daran gedacht, die Minze mitzunehmen? Und der andere, hat er das Radio dabei? Man muss das Boot anschieben, die Segel hissen, navigieren, seine Wegmarkierungen wieder finden, die Netze anderer Fischer vorsichtig umschiffen und dabei die eigenen Netze suchen. Anschließend müssen die Netze eingeholt werden – eine Tätigkeit, die schnelles Reaktionsvermögen, handwerkliches Geschick und exakt aufeinander harmonisch abgestimmte Bewegungsabläufe erfordert. Es beginnt damit, dass man den Anker an einer geeigneten Stelle und im richtigen Moment auswerfen muss. Jeder muss seine Handgriffe auf die der anderen abstimmen und die richtigen Kommandos geben. Das laut gerufene „Hau ruck!“ sorgt für den kollektiven Elan, der einem die Kraft gibt, mehrere Quadratmeter große, mit Wasser vollgesogene Netze, hochzuhieven und auf das Deck des Segelboots zu schleudern. Anstrengung allein reicht jedoch nicht. Genauso wenig, wie Handwerk oder Können. Man braucht auch ein wenig Glück - das „Bakara“. Das ist das Schicksal eines jeden Fischers. Man muss lernen zu akzeptieren, dass es an manchen Tagen einfach so läuft und nicht anders. Dass man heute Abend zwar Fisch essen wird, den ein anderer gefischt hat, aber morgen das ganze Dorf mit seinem eigenen Fisch ernähren wird… inch’allah (arabisch: „So Gott will“).

Aber man lernt auch, die schönen Seiten unserer Arbeit zu schätzen: Die Möwen, die durch den blauen Himmel segeln, die vielen Gläser Tee, die man auf dem offenen Meer gemeinsam genießt. Die Tage in unserem Boot, dessen Bug unermüdlich das Wasser teilt - unter der gleißenden Sonne, deren Hitze durch die frische Meeresbrise angenehm gemildert wird. Immer begleitet vom Gedanken an die Delfine, die man weit draußen durchs Meer schwimmen sieht. Obwohl man sie heute sehr viel seltener sieht als früher, sind sie dem Menschen noch immer ein treuer und freundschaftlicher Begleiter.

08.07.2012 ›

Letzte Woche haben unser Champion, Sidi, gemeinsam mit den Mitgliedern seines Vereins „Freunde des Parc Banc d’Arguin“ den genauen Platzierungsort der Vogelwarte bestimmt. Ihre könnt ihn nun auf Google Earth ebenfalls einsehen. Hier ist der Link:

19°53'56"N und 16°18'30"W

Der Bau der Vogelwarte sollte noch in diesem Sommer beginnen. Wir hoffen dass die Vogelwarte bis September fertig wird. Damit würden die Kinder des Sommercamps „Entdecke die Landschaften des Banc d’Arguin“ von der Vogelwarte direkt profitieren können. Das Sommercamp wird von Sidis Verein, der FIBA und der Parkverwaltung in Iwik organisiert. Fünf Mädchen und fünf Jungen nehmen während zwei Wochen an verschiedenen Veranstaltungen teil, die Ihnen die Naturschönheit ihres Parks näherbringen.

Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden …

01.04.2012 ›

Der Nationalpark Banc d’Arguin (PNBA) in Mauritanie freut sich sehr über Eure Unterstützung für den Schutz der Vögel im Park!

In Ergänzung zu den 1.575 euro, die bis zur Veröffentlichungsdeadline am 31 März gesammelt wurden und 20% der gesamten Ecoprojektkosten decken, wird der Nationalpark die restlichen 80% der geforderten Ecoprojektsumme beisteuern. Damit finanziert der Nationalpark den Bau der Vogelwarte. Eure Spenden werden für die Ausstattung der Warte mit Informationstafeln sowie für den Kauf von drei Ferngläsern verwendet. Die Zielsumme wurde entsprechend angepasst. Das Ecoprojekt ist damit voll finanziert.

Im Namen von Sidi Cheikh und Sidi Ely sowie der Kinder von Iwik möchten wir uns ganz herlich bei Euch bedanken. Bald werden die Jugendlichen von Iwik die Möglichkeit haben, die verschiedenen Vogelarten - wie auf dem unteren Foto - besser kennenzulernen und dieses Naturerbe stärker wertschätzen und in Zukunft selbst schützen zu können.

Eure Spenden habe es möglich gemacht!

In den nächsten Updates informieren wir Euch Schritt für Schritt über den Bau der Vogelwarte. Bleibt dran!

05.02.2012 › Von Rochen und Haifischen

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Die Gewässer von Banc d’Arguin sind zwar immer schön aber nicht immer sicher. Natürlich tummeln sich dort lächelnde Delphine, quirlige Doraden, springende Meeräschen und Krabbenschwärme, die wohl eher Angst machen als ernsthaften Schaden anrichten….aber es kann auch passieren, dass man hinter einer unverdächtigen Welle auf einen Haifisch trifft. Es gibt viele verschiedene Hai-Arten und man sollte sich hüten, ihrem schläfrigen Blick zu trauen. Einige von ihnen können sehr bösartig sein und reagieren innerhalb eines Sekundenbruchteils. Die Haie und ihre Verwandten, die Rochen, haben die Imraguen, die das zarte, weiße Fleisch der Meeräschen und Doraden bevorzugen, nie interessiert. Man sah zwar ab und zu vereinzelte fremde westafrikanische, ghanaische oder malische Fischer auf der Jagd nach Rochen – entweder zum eigenen Verzehr oder zur Belieferung von Restaurants in den großen Städten - aber das hat den Bestand der Knorpelfische bisher nicht ernsthaft beeinträchtigt. Zu den Knorpelfischen zählen auch die Haie und Rochen, die in den nährstoffreichen Gewässern des Banc bisher von optimalen Lebensbedingungen profitierten.

Jedoch steigt seit den 90er Jahren die Nachfrage des asiatischen Marktes: Die großen Nahrungsmittelfirmen verlangten nach Haifisch, genauer nach Haifischflossen, um damit eine vermögende Klientel zufriedenzustellen, die in dieses seltene und angeblich äußerst delikate Fleisch regelrecht vernarrt ist. In den ersten Jahren haben sich die Imraguen diesem Trend angeschlossen und den Fang von Haien, der spezielle Netze erforderte, mitgetragen – angestachelt von spezialisierten Fischgroßhändlern, die meinten, plötzlich den Goldesel gefunden zu haben. Allein für die Flossen opferten sie Berge von Tieren, die dann die Gewässer der Dörfer in ein einziges Massengrab verwandelten. Bereits einige Jahre dieser „Fischerei“ haben das Überleben vieler Arten und vor allem der Arten, die sich langsam fortpflanzen, stark gefährdet.
Die Forscher waren alarmiert und der Nationalpark hat in letzter Minute ein Verbot des Haifischfangs angeordnet. Einzig unbeabsichtigte Fänge von Rochen und Haien von nun an toleriert, etwa wenn die Netze für andere Fischarten wie Meeräschen oder Adlerfische ausgelegt waren. Die Fischer aus Ghana und Mali sind immer noch da und kaufen zu einem sehr kleinen Preis einige der Knorpelfische, die sie noch an Ort und Stelle zum Pökeln in eine Salzlake einlegen und anschließend in gepökeltem Zustand exportieren.

„Im ersten Jahr nach dem Verbot waren wir getroffen, ja sogar verärgert. Wir mussten auf einen Fisch verzichten, der uns großen Gewinn brachte und der mittlerweile fester Teil unserer Arbeit geworden war. Schließlich haben wir uns daran gewöhnt. Wir haben in jenem Jahr viele Meeräschen und Adlerfische gefangen, so hatten wir doch noch einige Einnahmen.
Das Verbot des Haifischfangs hat uns sehr geschädigt. Zuvor konnten wir uns pro Jahr mehrere hochwertige Boubous (traditionelles westafrikanisches Gewand der Männer) leisten… heute begnügen wir uns mit einem einzigen.
Ich habe mein Toyo-Netz noch nicht verbrannt, wie man es von uns verlangt hatte aber ich benutze es nur noch als Vordach für mein Tikkit.

Wir, die Imraguen, sind immer einverstanden, wenn es darum geht, die Natur zu respektieren. Deshalb haben wir auch das Verbot des Haifischfangs akzeptiert. Trotzdem….als ich eines Tages in Portugal hunderte Tonnen Haifischfleisch auf einem Schiff gesehen habe, dachte ich mir schon so meinen Teil: Mit Hilfe des Nationalparks haben die Europäer uns genau das verboten, was sie woanders – und dies mit viel Profit - selbst tun! Das Fangen von Haifischen müsste überall verboten werden…“

23.01.2012 ›

Liebe Freunde,
Ich komme gerade von einer Expedition in den National Park Banc d’Arguin in Begleitung von holländischen Forschern. Auf unserer Reise durch den Park haben wir die Unterwasser-Vegetation, besonders Seegrasrasenbestände von „Zostera noltii“, untersucht.

Anbei einige Fotos, bis bald!
Euer Sidi Cheikh

22.01.2012 › Interview mit Schriftstellerin Marie-Laure de Noray-Dardenne

In Zusammenarbeit mit Buchet Chastel geben wir euch in unserem Ecoblog einen Einblick in die Erinnerungen und Erlebnisse, die die Schriftstellerin Marie-Laure de Noray-Dardenne während ihres Aufenthalts in Banc d’Arguin und bei zahlreichen Gesprächen mit den Imraguen gesammelt hat. Deren Erinnerungen, Worte und Lebensgeschichten ergeben Portrait-Skizzen. Die folgenden Texte sind Auszüge aus ihrem Buch Le Livre des Imraguen, veröffentlich im Buchet Chastel Ecologie Verlag, 2006.

1. Hallo Marie-Laure, kannst du uns zu Beginn etwas von deinem Lebensweg erzählen?
Sowohl beruflich als auch privat bin ich dem afrikanischen Kontinent seit über 20 Jahren eng verbunden. Es fing damit an, dass ich als Freiwillige für zwei Jahre nach Mali gereist bin, um mich dort um Weiterbildungs- und Informationsprogramme französischer Freiwilligenorganisationen zu kümmern. Nach meiner Rückkehr nach Frankreich wollte ich weiterhin im Bereich der Entwicklungsarbeit tätig sein, also habe ich ein Studium der Kommunikationswissenschaften abgeschlossen und anschließend noch Soziologie und Entwicklung studiert, während ich gleichzeitig in einer NGO gearbeitet habe. Später bin ich dann mit meinem Ehemann und meinen zwei Kindern nach Mali zurückgekehrt, wo wir insgesamt fünf Jahre geblieben sind.

2. Würdest du dich als Naturschriftstellerin bezeichnen?
Ja, das ist der Kern meiner Arbeit. Ich versuche, die Tätigkeit des Schreibens mit einem qualitativen Ansatz der Soziologie zu verbinden. Projekte wie das Buch über die Imraguen sind eine tolle Möglichkeit, meinen Beruf auszuüben. Ich fühle mich dann als Fürsprecherin und nicht nur als simpler Federhalter! Ich möchte, meinen Teil zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, indem ich den Menschen vor Ort eine Stimme gebe und versuche, soweit es mir möglich ist, ihren Gefühlen Gehör zu verschaffen. Ich schreibe meine Bücher – ganz besonders das über die Imraguen – für die Menschen an diesen Orten. Es ist ihr Buch, deshalb auch die Wahl des Buchtitels.

3. Hast du noch andere Bücher zum selben Thema geschrieben?
Vor einigen Jahren war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am IRD (das frz. Institut für Entwicklungsforschung) für ein Programm, das sich mit dem inneren Niger-Delta befasste. Gemeinsam mit einem Fotograf mit dem ich zusammenarbeitete, bin ich zu den Menschen gegangen, die auf diesem Schwemmland leben. Ich habe mir angehört, was sie über die Ergebnisse dieses Programms denken und habe darüber eine Arbeit verfasst. Man könnte so etwas als Popularisierung der Wissenschaft bezeichnen – obwohl ich diese Bezeichnung eigentlich nicht mag! Einige Zeit später hat mich die IUCN („Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen“) kontaktiert und mich gebeten, eine ähnliche Arbeit in Kamerun zu machen – eine Art globale Aufnahme von Menschen, die auf ähnlichen zeitweise überschwemmten Ebenen leben. Aber dieses Mal wollte ich für die Entstehung der Fotos mit jungen Schülern aus der Region arbeiten, die Mitglied in Umweltorganisationen waren. Wir gaben ihnen, jeweils zwei Schülern eine Einwegkamera. Einige von ihnen haben sich als exzellente Fotografen entpuppt!

4. Wie hast du das Banc d’Arguin und die Imraguen kennengelernt?
Die FIBA (eine private Stiftung für das Banc d‘Arguin) ist ein Partner der IUCN. Ich denke, dass sie wohl meine bisherigen Arbeiten geschätzt haben, denn sie haben mir erneut ein ähnlich strukturiertes Projekt vorgeschlagen. Mit dem Unterschied jedoch, dass es dieses Mal darum ging, die Fischer der westafrikanischen Küste miteinander zu vergleichen: Die Bijaros, die Imraguen und die Fischer des Saloum-Deltas – ein umfangreiches Programm! Anschließend hat sich das Thema aus verschiedenen Gründen auf die Imraguen eingeschränkt. Das Projekt hat insgesamt zwei Jahre gedauert. Während dieser Zeit bin ich völlig in das Thema eingetaucht und habe vier Reisen ins Banc d’Arguin unternommen. Ich brauchte einige Zeit, um das Gebiet zu durchstreifen, Informationen zu sammeln, zu verstehen, und auch, um selbst zu reifen. Ich hatte nicht erwartet, dass die Frauen dort eine solche Redefreiheit haben…ich habe mich sofort wohlgefühlt.

Dort unten ein Interview zu führen, das braucht Zeit: Es ist heiß, man trinkt nebenher Tee… Eines Abends, als ich mich ins Bett gelegt habe, wurde mir bewusst, dass ich an diesem Tag 21 Gläser Tee getrunken habe! Ich sagte mir, dass es jetzt wohl an der Zeit wäre endlich mit dem Schreiben anzufangen, selbst wenn es mir schwer fiel dort unten mein Notizbuch auszupacken. Ich war insgesamt zweieinhalb Monate vor Ort. Dieses Buch ist eigentlich eine Gemeinschaftsarbeit. Ich habe die Kameras den Frauen gegeben, den Fischern… Zwischen zwei Dorfbesuchen im Park habe ich DinA4-Abzüge der Fotos gemacht und mitgebracht, damit die Leute sie kommentieren und sich an der Auswahl beteiligen konnten.

5. Bei Büchern über das Banc d’Arguin steht oft das Naturerbe im Mittelpunkt. In deinem Buch hingegen überlässt du das Wort den Imraguen, den Bewohnern des Banc d’Arguin.
Ja genau, aber es war freiwillig. Das stimmt, Bücher über das Banc sind oft historisch orientiert. Ich finde sogar, dass sie teilweise einen regelrecht engelhaften Einschlag haben. Es ist zu klischeehaft…die Fische im Einklang mit den Delfinen…ich habe versucht, mich von diesen klassischen Motiven fernzuhalten. Ich wollte in den Alltag der Imraguen eintauchen, wollte im Alltag dieser Menschen, der gleichermaßen von Natur und Stadt geprägt ist, das Widersprüchliche entdecken und kennenlernen. Sie symbolisieren auf perfekte Weise die Vor- und Nachteile, die damit verbunden sind, innerhalb geschützter Gebiete zu leben. Geschützt ja, aber nicht zwangsläufig im Sinne der Bewohner. Sie machen auch ein sehr grundsätzliches Problem deutlich: Wem gehört ein bestimmtes Gebiet? Ich bin sehr stolz auf das Vorwort von Abou. Er ist Soziologieprofessor und geht genau auf diese Thematik ein.

6. Kennst du unseren Champion Sidi Ely und seine Projekte?
Ja, ich kenne ihn! Ich habe ihn sogar bereits interviewt; er hatte viele Ideen! Wir haben lange über den optimalen Umgang mit Touristen diskutiert. Es war sehr interessant. Er ist sehr neugierig, voller Energie, neuer Ideen und Tatendrang!

7. Ganz genau. Gibt es bestimmte Initiativen/Projekte im Banc d’Arguin, die dich in Bezug auf die Umwelt besonders überzeugen?
Die Idee, vor Ort eine Schiffswerft aufzubauen, um die Lanche (ein in dieser Gegend typisches hölzernes Segelboot) wieder zum hauptsächlich verwendeten Fischereiboot zu machen, war großartig. Dadurch wurden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es wurde eine Alternative zu der seit einiger Zeit verbotenen „motorisierten“ Fischerei geschaffen; es entstand ein hochwertiges handwerkliches Gewerbe, und nicht zuletzt ist es das Produkt eines nützlichen und wertvollen Erfahrungsaustausches zwischen Nord und Süd.

8. Our future is green! Glaubst du, dass dein Buch und eine Initiative wie Ecofund eine positive Auswirkung auf den Umweltschutz haben können?
Ein Buch bleibt ein Buch und eine Internetseite bleibt eine Internetseite. Trotzdem glaube ich, dass solche Projekte eine Brücke zwischen den Menschen sein können. Zwischen Menschen an verschiedenen Orten, auf verschiedenen Kontinenten, auf dem Wasser und auf dem Land, in der Wüste und in der Stadt. Je größer die Anzahl solcher „Brücken des Austauschs“ wird, desto mehr Menschen geben wir ein eine Plattform, die diese sonst meist nicht hätten. Davon profitieren wir alle!

9. Worüber wirst du in deinem nächsten Buch oder im nächsten Artikel schreiben?
Ich würde sehr gerne ein Buch über die Bewohner des Sine Saloum-Deltas im Senegal machen. Wenn sich eine NGO oder eine andere Partnerorganisation in diesem Bereich engagieren möchte, wäre ich sofort mit dabei! Ich habe außerdem gemeinsam mit meinem Co-Autor Antoine Barral ein Jugendbuch geschrieben: „Die Odyssee des Houmarou“. Das Buch, in dem das Thema der Ilias aufgenommen wird, ist eine afrikanische Version der Schriften von Homer und spielt an den Ufern des Niger. Das Pantheon ist geschaffen von Gottheiten der Peules, der Yoruba, der Bambara, der Songhaï.

In einem anderen Genre bewege ich mich mit einem Ratgeber für integriertes Management natürlicher Ressourcen, den ich gerade abschließe. Ich habe diesen Ratgeber im Auftrag der IUCN Senegal („Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen“) für Parlamentarier und Abgeordnete der sieben Küstenländer zwischen Mauretanien und Sierra Leone, einschließlich der Kapverdischen Inseln, geschrieben. Außerdem arbeite ich gerade – auch in Afrika - an einer Sammlung von Kurzgeschichten.

Bibliographie
Aux Editions Punctum: Bamako, là (2006)
Aux Editions Alternatives : Avoir Vingt Ans à Bamako (1999)
Aux Editions IRD: Vivre et Travailler dans le Delta du Fleuve Niger au Mali (2000)
Aux Editions UICN : Waza Logone, Histoires d’Eau et d’Hommes. Vivre dans la Plaine Inondable de Waza Logone au Cameroun (2002)

09.01.2012 › Ein Dorfoberhaupt erzählt

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Ibrahim Ould Mami Nagli ist seit 2005 das Dorfoberhaupt von R’Gueiba. Einige Monate nach seiner Ernennung erzählt er von der Verantwortung, die ihm gegen seinen Willen übertragen wurde; mit seinen Worten über das Leben im Dorf:

„Zu Lebzeiten meines Vorgängers war meine Rolle die des Assistenten und Stellvertreters. Ich habe ihn ins Dorf begleitet und er hat mich oft um Rat gebeten. Nach seinem Tod haben wir uns versammelt, um zu entscheiden, wer seine Nachfolge antritt. Ich habe als Nachfolger einen Cousin des Verstorbenen vorgeschlagen, der älter ist als ich, aber er hat kategorisch abgelehnt. Die Dorfbewohner sagten: ‚Wir wollen, dass das Oberhaupt ein Einwohner von R’Gueiba ist, der auch aus diesem Dorf stammt‘. Unter den möglichen Kandidaten gab es neben mir noch zwei alte Männer. Da es für die beiden schwierig war, zu reisen, hat sich das Dorf letztendlich dazu entschieden, mich zu ihrem neuen Oberhaupt zu ernennen. Ich habe zugestimmt, allerdings nur unter der Vorrausetzung, keine Entscheidung ohne vorherige Absprache mit den anderen Dorfbewohnern zu treffen. Wenn es um die Wahl des Dorfoberhauptes geht, haben die Frauen einen großen Einfluss. Wenn man M’Barek - den Sohn von Barka d’Agadir - nicht mitzählt, der damals gemeinsam mit seiner Mutter die Führung des Dorfes übernommen hatte, bin ich das jüngste Oberhaupt in der Geschichte von Banc d’Arguin. Ich bin 1959 in der Zeit nach der Unabhängigkeit geboren.

Ich bin zwar selbst nie zur Schule gegangen, würde aber gerne hier ein Bildungssystem aufbauen. Wir brauchen außerdem ein Gesundheitszentrum. Bildung, Gesundheit und Wasser sind unsere drei größten Probleme. Was das Wasser angeht, warten wir immer noch auf die Eröffnung der Meerwasserentsalzungsanlage (wir nennen sie „Bohranlage2). Da wir die Anlage, die zeitgleich mit der der Anlage von Iwik eingeweiht werden soll, vor ihrer Einweihung nicht nutzen können, müssen wir eben auf die Bohranlage in Iwik warten. Ich mache mir zudem Sorgen um die Qualität des Wassers. Manche sagen, dass das Wasser ein wenig salzig bleibt und daher ungesund für die Nieren ist. Das wäre für die Gesundheit der Älteren sehr schlecht. Aber ein Dorf ohne Wasser am Leben zu erhalten, ist schwierig. Das bedrückt mich am meisten.

Es ist ein Jammer. Der Ort ist wunderschön und das Leben dort ist gesund und einfach. Das Küstengebiet ist hier anders als in den anderen Dörfern - das Meer wird sofort tief, eigentlich wie in einem Hafen. Das macht das Anlegen und Beladen der Schiffe sehr einfach und erleichtert außerdem das Wäschewaschen oder das Spülen des Geschirrs. Der Ort ist strategisch wichtig zum Fischen von Meeräschen und Adlerfischen und das Meer ist hier weniger gefährlich als anderswo.

Die Einschränkungen, die uns durch den Parkverwaltung auferlegt werden, dienen dem Wohl von ganz Banc d’Arguin und unserem eigenen. Ich bin mit der Beschränkung der Anzahl unserer Segelboote absolut einverstanden. Wenn man den Reichtum des Ozeans schützen möchte, sind 80 betriebsbereite Boote völlig ausreichend. Noch mehr Boote würden nur das Ökosystem schädigen. Unsere Vorfahren haben den Fischfang immer mit größtem Respekt vor der Natur betrieben – schon lange bevor die Parkverwaltung existierte.“

15.12.2011 › Eine Kindheit in Banc d’Arguin

Auszug aus dem Buch « Le Livre des Imraguen, Pêcheurs du Banc d’Arguin en Mauritanie » von Marie-Laure de Noray-Dardenne, Verlag Buchet et Chastel.

Unter den Imraguen, die mit ihrer strahlenden Persönlichkeit das Banc d’Arguin erhellen, ist Farida Mint Habib ein besonders helles Gestirn. Als barrikalla, Tochter von Mulla, Gründer und Oberhaupt des Dorfes von Auguesh, ist Farida gleichzeitig Beraterin und Übersetzerin für den Nationalpark und seine Partner. Sie arbeitet bei zahlreichen Entwicklungs- und Forschungsprogrammen mit. Ihr Einsatz für ein besseres Leben in Banc d’Arguin bringt ihr von Seiten der Imraguen Wertschätzung und Beliebtheit. Zwischen zwei Gesprächen erinnert sie sich an ihre Kindheit – eine Kindheit, die geprägt war von drei Abschnitten: der Zeit im unterm Beduinenzelt (khaima), der Zeit in ihrem Dorf am Meer und die Schulzeit in der Stadt.

"Ich bin in Nouakchott geboren und habe dort gelebt, bis ich acht Jahre alt war. Als sich meine Eltern scheiden ließen, ist meine Mutter nach Nouadhibou und Banc d’Arguin zurückgekehrt, um ihre Familie zu sehen. Ich bin ihr gefolgt. Am Anfang waren wir in R’Gueiba, dann hat sich meine Mutter in Auguesh niedergelassen, um dort ein Dorf zu gründen.

Ich war auf der Schule in Noudhibou, aber sobald ich konnte, bin ich zum Banc d’Arguin gefahren. Während der langen Sommerferien bin ich immer zwischen R’Gueiba und Auguesh hin und her gependelt. Ich kenne die Bucht von Saint-Jean in und auswendig. Ich erinnere mich an die kleinen Anhäufungen von Meeräschen und Doraden am Strand. Wir haben uns zum Spielen gerne mitten hineingeworfen. Wir Kinder waren oft gemeinsam schwimmen. Es gab dabei keinen Unterschied zwischen denen, die das ganze Jahr über im Dorf lebten und uns, den Schülern. Meine Familie hatte eine kleine Kamelherde, und jedes Mal, wenn wir in den Ferien ins Dorf zurückkehrten töteten wir eines der Tiere zu unseren Ehren. Es war immer ein großes Fest.

Zu dieser Zeit war R’Gueiba stark bevölkert, aber von der Außenwelt abgeschnitten. In Auguesh gab es nur wenige Menschen, die dort lebten aber dafür viele, die auf der Durchreise hier vorbeikamen. Das war vor dem Bau der asphaltierten Straße, die heute weit abseits der Küste verläuft. Früher führte die Straße von Nouadhibou nach Nouakchott durch Auguesh. Dadurch sahen wir immer viele Autos, voll mit Touristen, was uns immer sehr amüsiert hat.

Sogar die Rallye Paris-Dakar führte durch unser kleines Dorf. Wir rannten immer den vorbeifahrenden Autos hinterher. Wir haben dann immer jede Menge Geschenke bekommen. Während der Flut haben die Rallye-Teilnehmer ihre Zelte immer ganz nah bei unserem Dorf aufgebaut, während sie darauf warteten, nach Mamghar weiterfahren zu können. Das fanden wir immer total lustig.

Wenn die Ferien zu Ende waren, sind wir immer mit dem Motorboot nach Nouadhibou zurückgefahren; das hat einen guten Tag gedauert. Manchmal sind wir auch mit der Lanche, einem hölzernen Segelboot gefahren, das dauerte meist zwei bis drei Tage. Wir haben uns Zeit gelassen.“

12.12.2011 ›

Gute Nachricht! Ein neuseeländischer Tourist hat für unser Camp in Iwik eine kleine Windanlage und eine kleine Wasserentsalzungsanlage mitgebracht. Damit haben wir hier Süßwasser und können hier auch ein bisschen Gemüse anbauen. Somit sparen wir 300 km Transportkosten des Trinkwassers aus Nouakchott!

09.12.2011 › Dein 2011 Weihnachtsgeschenk

Alle Jahre wieder … Sei in 2011 originell!

Statt den xten Geschenkgutschein für ein Parfüm oder eine CD für die Familie und Freunde, spende in ihrem Namen: wir schicken dir diesen Geschenkgutschein. Für nur 5 Euro kannst du ein Paar Eurasische Löffelreiher im Banc d’Arguin in Mauretanien schützen!

Eine wirklich gute Weihnachtsidee!

26.11.2011 ›

Zurzeit suche ich nach Lösungen, den am Strand gesammelten Müll zu recyceln. Zusammen mit Frauen und Kindern von Iwik recyceln wir z.B. Blechdosen zu Aschenbechern oder zu Souvenirs, die wir an die Touristen verkaufen.

11.11.2011 ›

Wie jeden Monat, habe ich am 8 Oktober mal wieder Strandsäuberungsaktion in Iwik gestartet. Ökoguides, Studenten, Fischer, Frauen … insgesamt etwa 50 Leute habe Plastikflaschen und Plastiktaschen, gebrauchte Nylonnetze, Batterien, Blechdosen gesammelt. Wir haben es geschafft den südlichen Teil des Strandes vollständig zu säubern.

17.10.2011 › Gemeinsamer Einsatz für den Nationalpark: Sidi und Sidi stellen sich vor

Es ist in Iwik, einem im Herzen von Banc d’Arguin gelegenen 160-Seelen Dörfchen der Imraguen, wo Sidi Ely, der Champion unseres Projekts, und Sidi Cheikh, der Landvermesser des Parks, leben und arbeiten. Gemeinsam investieren sie viel Zeit und Energie in Schutz und Förderung ihres Naturerbes – den Banc-d’Arguin-Nationalpark.

Sidi Ely ist unter der gleißenden Sonne von Iwik geboren. Dass er jedoch auch durchaus der polaren Kälte gewachsen ist, hat er während seines Studiums der Ozeanographie im russischen Murmansk bewiesen. Um viel Wissen und Erfahrung reicher kehrt er zehn Jahre später wieder in sein Heimatdorf zurück, um sich dort der Umwelt, ganz besonders der „Schönheit und Ruhe der Natur innerhalb des Parks“, zu widmen. Diese liegt Sidi nach eigener Aussage am meisten am Herzen. « Als Verwalter des ersten Öko-Camps innerhalb des Parks ist er immer auf der Suche nach „sauberen“ Technologien um den Bedürfnissen der Touristen möglichst umweltfreundlich gerecht werden zu können. Dass er sich dabei durchaus kreativ zu helfen weiß, beweist Sidi, wenn er aus alten Stirnlampen, leeren Cola Dosen und Solarzellen die Nachtbeleuchtung für das Camp bastelt. Außerdem organisiert er einmal pro Monat die Reinigung der Strände von angeschwemmten Abfällen: « Am Anfang, als sie mich dabei beobachteten, wie ich mutterseelenallein den Strand sauber machte, dachten meine anderen Imraguen-Brüder wohl, mein Aufenthalt im kalten Mourmansk hätte mir nicht gut getan und ich hätte sie nicht mehr alle! Aber als sie nach einer Weile sahen, wie die Gäste meines Camps anfingen, mir zu helfen, dachten sie sich wohl, wenn das Reinigen des Strandes selbst für die Leute, die von so weit her gekommen waren, wichtig ist, dann müsste es doch für die Bewohner von Iwik ja noch viel wichtiger sein!“

Diese Liebe und das Engagement für das außergewöhnliche Naturerbe von Iwik teilt er mit Sidi Cheikh, seit 2007 der Landvermesser des Nationalparks, dessen Lob für die Schönheit des Parks nahezu unerschöpflich ist: « Der Park ist für mich der Inbegriff prachtvoller Vögel, überwältigender Landschaften und Naturdenkmäler, die im Lauf der Zeit, in zahlreichen Tagen und Nächten entstanden sind und im Wechsel der Jahreszeiten durch Wind und Wetter geprägt wurden.“ Als Landvermesser erhebt und bereitet er Geobasisdaten und Geoinformationen über den Park auf – immer in aktiver Zusammenarbeit mit den Imraguen. Seine Daten sind von großer Bedeutung für die Parkverwaltung und für die Forschung über den Banc d‘Arguin. Genauso wie Sidi Ely sieht auch er in den Vögeln einen der größten Reichtümer des Parks: „Ich war schon immer fasziniert von der Lebensweise der Vögel und der Art, wie sie sich und ihr Leben organisieren. Die Tatsache, dass Millionen von Vögeln regelmäßig unglaublich weite Strecken hinter bewältigen, um hierher kommen, muss man sich erst einmal bewusst machen! Ich frage mich immer, wodurch diese Vögel so sicher ihren Weg finden und wie sie an ihrem Ziel alle wieder zueinander finden.“

Sidi und Sidi sind beide Familienväter und beide sehen sich laut Sidi Ely als „Väter aller Kinder von Iwik“. Und beide haben beschlossen ihre Kräfte zu vereinen, um im Dorf ihrer Kinder zwei Vogelwarten zu errichten.
Neben den Touristen sind es vor allem die jungen Leute, die die beiden mit diesem Projekt erreichen möchten. „Die Dorfjugend von heute ist der Wächter des Nationalparks von morgen. Ich möchte ihnen eine Möglichkeit geben, ihre Umwelt und die vielen verschiedenen Vogelarten besser kennen zu lernen“ – eine Feststellung, die Sidi Cheikh uneingeschränkt teilt und hinzufügt: „Es ist offensichtlich, dass die Jugendlichen von heute ihrer Umwelt weniger verbunden sind als ihre Vorfahren, die sehr viel stärker mit ihrer Umgebung verflochten waren und zu ihr einen sehr engeren Bezug hatten.“

Ein Grund mehr, das Vorhaben der beiden Sidi‘s zu unterstützen… für die Vögel an unserem Himmel und für die Jugendlichen in Banc d’Arguin!

16.10.2011 ›

Diese Woche werde ich – Inchallah – das Dorf Mamghar am südlichen Rand des Nationalparks Banc d’Arguin besuchen. In der Nähe von Maghar befinden sich 3 Vogelrast und -nistplätze von internationaler Bedeutung: Mangrovenwälder sowie das Wattenmeer sorgen für eine reichhaltige maritime Nahrung. Es handelt sich um El Aîn, Eiznaya et Cap Timiris. Cap Timiris besteht aus einer riesigen Ansammlung von Muscheln und bietet sowohl Archäologen als auch Touristen ein interessantes Forschungsfeld über das Neolithikum und die menschliche Präsenz an der Küste von Mauretanien. Photo by Hellio & Van Ingen

10.10.2011 › Das Wunder des Vogelzugs

Jedes Jahr im Herbst machen sich Millionen Zugvögel auf zu ihrer jährlichen, weiten Reise und überqueren Wüsten und Kontinente bevor sie schließlich in Banc-d’Arguin einen sicheren Unterschlupf finden. Wenn der Frühling beginnt, machen sie sich auf den Weg nach Norden, um nach Europa zurückzukehren. Während ihrer Reise überqueren sie politische, ökonomische und kulturelle Grenzen und finden dabei immer wieder Brutstätten, Orte des Rückzugs und Nahrungsquellen. Die Zugvögel sind das Symbol und der lebende Beweis dafür, dass der Erhalt von Weltnaturerbe keine Frage von Landesgrenzen ist, sondern dass es sich dabei um Ökosysteme handelt, die miteinander zusammenhängen und voneinander abhängen. Der Vogelzug gilt als eines der großen Naturwunder. Die Distanz, die der Knutt (Calidris cannutus) aus der Familie der Schnepfenvögel, auch Knuttstrandläufer genannt, während seiner Reise von Europa nach Banc d’Arguin zurücklegt, liegt bei 4.500 km!

Ein Großteil der Vögel reist in Schwärmen, die sich zu einer V-Formation fügen. Obwohl immer noch weitestgehend unbekannt ist, wie sich die Vögel während des Fluges orientieren, weiß man über ihre bevorzugten Ziele mittlerweile gut Bescheid…eines dieser Ziele ist Mauretanien. Tatsächlich sind es jährlich mehr als zwei Millionen Zugvögel, die in Banc d’Arguin Schutz, Nahrung und Ruhe finden. Die Tatsache, dass der 12,000 km2 große Park bis auf ca. 1000 Imraguen-Fischer unbewohnt ist, macht Banc-d’Arguin für die Vögel zu einer wahren Oase des Friedens – was durch das Projekt von Sidi noch gefördert und verstärkt werden soll. Der natürliche Auftrieb im Meer vor Banc d’Arguin sorgt dafür, dass das Plankton in die oberen Wasserschichten getragen wird („Upwelling“). Da Plankton die Basis der maritimen Nahrungskette ist, finden sich in diesen Wasserschichten auch große Mengen an Fischen und Krustentieren, genauso wie Weichtiere (z.B. Schnecken und Muscheln) und Würmer – ein wahres Schlemmerparadies für die Zugvögel, die aus dem Nordosten Europas kommen und fast alle in Banc d’Arguin überwintern. Der weiße Löffelreiher beispielweise, zu erkennen an seinem langen, platt geformten weißen Schnabel, kommt aus Europa, überquert Ozean und Wüste um sich schließlich in Banc d’Arguin fortzupflanzen. Der Löffelreiher ist mittlerweile endemisch. Doch auch für die anderen europäischen Zugvogelarten auf der Suche nach Ruhe und Erholung sind die Inseln des Banc d’Arguin ein wahres Fortpflanzungsparadies, in dem verschiedene Reiherarten, Flamingos und Möwen nisten und sich vermehren.

Das Banc d’Arguin ist die letzte noch unberührte, naturbelassene Fläche in Westafrika. Aus diesem Grund findet man dort noch Tierarten die anderswo vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben sind. Dennoch ist auch dieses Vogelparadies empfindlich und bedroht. Die größte Gefahr für den Banc d‘Arguin ist die Entdeckung von nahegelegenen Erdölvorkommen und die touristische Erschließung des Gebiets. Die von Sidi geplanten Vogelwarten, die die Beobachtung der Vögel möglich machen und dabei dennoch sicherstellen, dass Ruhe und Intimsphäre der Vögel nicht gestört werden, sind ein weiterer Schritt im Bemühen um den weltweiten Schutz der Vögel. damit die Vögel überleben und wir sie auch nächsten Frühling wieder bei uns in Europa begrüßen dürfen!

Photos by Hellio & Van Ingen

04.09.2011 › Die Imraguen : Die Fischer und Wächter des Nationalparks Banc d’Arguin

Es ist nicht einfach zu beschreiben, wer oder was sich denn eigentlich hinter dem Wort "Imraguen" verbirgt.

Imraguen bedeutet weder den Namen eines Stammes noch steht es für eine bestimmte Sprache. Mit Imraguen wird eine Gruppe von Menschen bezeichnet, deren Lebensstil stark von einer ganz speziellen Art des Fischfangs bestimmt wird. Im "Buch der Imraguen" von Marie-Laure de Noray-Dardenne definieren sich die Imraguen als Teil des fragilen und vielfältigen Ökosystems, das den Nationalpark Banc d’Arguin zu einem einzigartigen Juwel der Natur macht. Ein Imraguen zu sein, bedeutet am Meer zu leben und darin verantwortungsvoll zu fischen, ohne diesen empfindlichen Lebensraum zu schädigen … Die Imraguen sind die Nomaden der See.

Die knapp über eintausend Imraguen sind die Einzigen, denen es erlaubt ist innerhalb des Nationalparks Banc d’Arguin zu wohnen und in seinen fischreichen Gewässern zu fischen. Innerhalb des Parks gibt es neun Dörfer, unter ihnen Iwik, das Heimatdorf von Sidi und ein hervorragender Ort zur Beobachtung des Vogelreichtums der Banc d‘Arguin.

Die Imraguen sind bekannt für eine ganz spezielle, faszinierende Technik des Fischfangs, die von den natürlichen Bedingungen der Banc-d’Arguin inspiriert ist: Während ihrer Wanderung werden die Meeräschen von den Imraguen im Wasser stehend "zu Fuß" gefangen – eine Technik, die sehr viel technisches Geschick erfordert und die Natur schont. Sobald einer der Fischer vom Ufer aus einen vorbeiziehenden Meeräschenschwarm erspäht gehen die anderen Fischer - ausgestattet mit Netzen, die sie auf den Schultern tragen – ins Wasser. Indem sie die Wasseroberfläche mit einem Stock aufwühlen, locken sie Delphine an, die den Fischschwarm einkesseln und so an der Flucht ins offene Meer hindern. Sobald sich die Meeräschen in Strandnähe befinden werden sie von den Fischern eingekreist und anschließend gefangen. Sofort nach dem Fang werden die Fische von den Frauen ausgenommen, gewaschen und anschließend zum Trocknen ausgelegt oder aufgehängt. Alle Teile des Fischs werden verwertet. Besonders geschätzt sind die Rogen der Weibchen, die getrocknet und mild gesalzen zu „Poutargue“ verarbeitet werden. Aus den Fischköpfen und innereien, die in Wasser ausgekocht werden, wird „Dhên“ hergestellt, ein an Spurenelementen und Vitaminen reichhaltiges Öl. In diesen Techniken der Fischverarbeitung manifestiert sich ein einzigartiges jahrhundertealtes Wissen, das von den Müttern an ihre Töchter weitergegeben wird.

Die Ankunft von kanarischen Fischern in der Banc d’Arguin in den 1930er Jahren hat die traditionelle Fischfangmethode der Imraguen um die sog. „Lanche“ ergänzt. Diese nicht-motorisierten Boote mit einem speziellen Segel ermöglichen es den Imraguen auch in den offenen und tieferen Gewässern der Banc d’Arguin zu fischen. Die Lanches sind von der Parkverwaltung kontrolliert und nur in limitierter Anzahl zugelassen. Heute gibt es ca. 100 solche Segelboote, die innerhalb des Parks ausschließlich von den Imraguen genützt werden dürfen.

Leben im Nationalpark Banc d’Arguin bedeutet laut dem "Buch der Imraguen" sich von den Naturgesetzen und den Prinzipien des Naturschutzes leiten lassen. Die Imraguen sind sich ihrer Privilegien als einzige Bewohner und Nutzer des Naturreichtums der Banc d‘Arguin durchaus bewusst und beteiligen sich daher engagiert an der Überwachung der Gewässer des Nationalparks. Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist es, die Reichtümer von Banc d’Arguin zu schützen, wodurch den Imraguen innerhalb des Parks eine wichtige Schlüsselrolle zufällt. Diese manifestiert sich u.a. in der Initiierung und Durchführung von verschiedenen Projekten, wie z.B. Sidis Projekt der Vogelwarten.

Die Imraguen sind die Bewohner und Fischer im Nationalpark Banc d’Arguin. Gleichzeitig sind sie seine Wächter und die Garanten seiner Zukunft – Unterstützen wir sie dabei!

Fotos Hellio & Van Ingen

24.08.2011 › Der Reichtum des Nationalparks Banc d’Arguin

Der Nationalpark Banc d’Arguin liegt an der Atlantikküste Mauretaniens und ist mit einer Fläche von 12.000 km2 genauso groß wie Gambia bzw. fünfmal so groß wie Luxemburg! Er besteht jeweils zur Hälfte aus Land- und Küstenregion. Er ist einer der bedeutendsten Nationalparks in Afrika und seit 1989 UNESCO-Weltnaturerbe.
Dünen, Mangroven, Unterwasserrasen, Felsbuchten oder endlose Wüste, faszinierende und vielfältige Landschaftsformen des Banc d’Arguin beherbergen eine reiche Fauna:
Mehr als 2 Millionen Zugvögel aus Nordeuropa überwintern im Park, andere Vogelarten wie der Kormoran, der Pelikan, aber vor allem die Seeschwalbe und der Graureiher brüten hier und nirgendwo sonst auf der Welt.
Die Gewässer des Banc d’Arguin gehören zu den fischreichsten der Welt dank eines Auftriebssystems: Die vorwiegend östlichen Winde treiben das warme Oberflächenwässer von der Küste weg. Dabei kommt kaltes und nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nach oben hoch, was unter Einwirkung von Licht zur explosionsartigen Entwicklung des Phytoplanktons führt. Das Auftriebssystem und die Sicherheit vor Feinden machen den Nationalpark zu einer wichtigen Brutstätte, Kinderstrube und Nahrungsquelle für die Fischressourcen nicht nur Mauretaniens sondern der gesamten westafrikanischen Küste.
Ebenfalls zum Reichtum des Nationalparks Banc d’Arguin zählen mehreren Arten von Meeresschildkröten, darunter die Suppenschildkröte, und Meeressäugetiere, darunter der Große Delfin sowie der Buckeldelfin. Die etwa hundert Mönchsrobben des Nationalparks gehören zu der einzigen Robbengruppe, die sich an tropische Gewässer angepasst hat. Die Mönchsrobbe zählt zu den 12 am meisten gefährdeten Meeressäugetieren der Welt.
Die Herausforderung für den Nationalpark Banc d’Arguin liegt im Schutz seiner Naturressourcen sowie seiner Ecosysteme, die von der Überfischung, der menschlichen Einwirkung sowie den Klimaveränderungen bedroht sind.
Die Vogelwarten von Sidi tragen zu diesem Ziel bei. In Zusammenarbeit mit seiner Imraguen-Gemeinschaft, ein seit Jahrhunderten im Banc d’Arguin angesiedeltes Fischervolk, setzt sich Sidy für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung dieses einzigartigen Naturerbes ein.

Foto Hellio & Van Ingen