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Interview mit Bernadette Gilbertas, Autorin der Biografie von Haidar El Ali

Veröffentlicht am 06.12.2011 - Ansicht die Kommentare

In Zusammenarbeit mit Terre Vivante geben wir euch in unserem Ecoblog einen Einblick in die Erinnerungen und Eindrücke der Schriftstellerin Bernadette Gilbertas, die diese während ihrer Reise durch den Senegal gesammelt hat. Dort hat sie unseren Ecopartner Haidar El Ali bei seinem Einsatz für den Schutz der Artenvielfalt begleitet. Diese Texte sind Auszüge aus ihrem Buch „Haidar El Ali, Portrait eines senegalesischen Umweltschützers“, das 2010 bei Editions Terre Vivante veröffentlicht wurde. Auf diese Weise möchten wir euch Haidar, den Senegal und Ecofund näher bringen!

Hallo Bernadette, du bist Journalistin und Schriftstellerin. Nach deinem Studium der Geomorphologie und der Leitung der Naturschutzföderation Rhone-Alpes, die du elf Jahre lang innehattest, hast du dich in Paris niedergelassen. Du schreibst gemeinsam mit deinem Mann, dem Naturphotographen Olivier Grunewald, zahlreiche Artikel und Texte über eure gemeinsame Leidenschaft: Die Natur, ihren Schutz und ihre Helden.

Würdest du dich als eine Naturschriftstellerin bezeichnen?
Ich würde mich zuallererst als engagierte Journalistin bezeichnen. Ich habe das Schreiben erst so nach und nach für mich entdeckt. Es gibt mir die Möglichkeit, mich mit Themen wie Ökologie und unberührter Natur auseinanderzusetzen. Mein Ehemann Olivier und ich arbeiten gemeinsam an fast allen unseren Projekten. Wir finden es toll und wichtig, denen eine Plattform zu geben, über die zu sprechen, die ihre Zeit und Energie dem Schutz unserer Natur widmen.

Wie hast du Haidar El Ali kennengelernt?
Ich habe Haidar während der Arbeit an einer Reportage für „Terre Sauvage“ mit den Photographen Jean-Francois und Nicolas kennengelernt. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht in den Senegal reisen und habe die Interviews mit Haidar deshalb am Telefon geführt… Er ist unglaublich wortgewandt! Obwohl er mich am Ende gerne als „Die-Frau-mit-den-vielen-Fragen“ bezeichnete, war er immer erreichbar und geduldig bei der Beantwortung meiner Fragen. Kurz gesagt: Er war unglaublich charismatisch und daher das perfekte Vorbild für eine Buchvorlage!

Wie kamst du auf die Idee, ihn bei seiner Tour zu begleiten?
Das erste Mal bin ich nur in den Senegal gereist, um Haidar zu treffen und einen zweiten Artikel über ihn zu schreiben. Durch ihn habe ich die Atmosphäre Westafrikas kennengelernt, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Mittlerweile bin ich insgesamt zwölfmal in den Senegal gereist, um während meiner zweiwöchigen Reisen Artikel zu schreiben und Haidar bei seinem Wahlkampf 2007 zu begleiten. Wir waren ständig gemeinsam unterwegs und so habe ich ihn schließlich kennengelernt: Während langer Autofahrten habe ich viel über sein Leben erfahren - auch über sein Leben als Taucher, seine „meerige“ Seite, wie ich sie immer nannte. Ich habe auch seine politische Seite kennengelernt: Haidar, der Anführer. Die Anziehung, die er auf die Menschen ausübt, ist faszinierend. Wir waren überall, von Tambacounda bis Ziguinchor, um wichtige Umweltaktivisten zu treffen. Haidar hat sehr schnell ein Gespür dafür, was zu tun ist, und vereint perfekt ökologisches Denken mit praktischem Handeln, wie es bei seinem Wiederaufforstungsprojekt der Mangrovenwälder besonders deutlich wird.

Gibt es Initiativen zum Umweltschutz, die dich besonders überzeugt haben?
Die Initiativen - wie sie auch von Ecofund gefördert werden - die auf dem Wissen der Einheimischen basieren und vor Ort in der aktiven (und freiwilligen) Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entstehen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das Projekt zur Wiederaufforstung der Mangrovenwälder in der Casamance ist hierfür das perfekte Beispiel. Ich erinnere mich noch gut an das Pflanzen der ersten Setzlinge, und jetzt, vier, fünf Jahre später, haben wir ein echtes, greifbares Ergebnis – die Wiederaufforstung ist gelungen. Jetzt kann mit dem Wiederanbau von Reis begonnen werden.

Ist es auch genau das, was dir an Ecofund so gut gefällt ?
Um ehrlich zu sein, ist es meine Hoffnung - oder fast schon mein Traum -, dass die Abhängigkeit der Zivilgesellschaft von den großen Kapitalgebern endlich aufhört. Ich wünsche mir, dass wir - die Zivilgesellschaft - Projekte selbst durchführen und eigenständig finanzieren können. Ich beobachte, dass Aktivismus innerhalb der Gesellschaft eine immer kleinere Rolle spielt und die Leute immer weniger in Vereine eintreten. Die Möglichkeit, die uns Ecofund gibt, selbständig für Projekte zu spenden, diese zu unterstützen und so Teil eines transparenten Systems zu werden, ist eine neue Form des Aktivismus, die mir sehr gut gefällt.

Our future is green! Glaubst du, dass du mit deinem Buch etwas bewirken und verändern kannst?
Ich vermag das nicht zu beurteilen. Ich wollte einfach eine interessante Geschichte über einen interessanten Menschen schreiben. Während des Schreibens hatte ich Angst, dem nicht gerecht zu werden, ungenau zu sein. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Leser eher positiv überrascht waren und das Gefühl hatten in meinem Buch wirklich den Senegal wiederzufinden; ich glaube, ich habe es geschafft, ein wirklichkeitsnahes Bild zu zeichnen. In jedem Fall hoffe ich, dass ich mit meinem Buch Haidar helfen und andere Leute dazu inspirieren kann, selbst kleine, einfache Aktionen für die Umwelt ins Leben zu rufen.

Worum geht es in deinem nächsten Buch oder Artikel?
Ich habe gerade ein Buch über Island fertig gestellt. Das Buch basiert auf persönlichen Begegnungen mit den Isländern, die dort ihre eigene Wahrnehmung der isländischen Natur und ihres Einsatzes für die Umwelt schildern, zumal auch diese von der vergangenen Wirtschaftskrise nicht unberührt geblieben ist.

Dein Mann ist ebenfalls ein Naturphotograph. Welche Dringlichkeit hat für euch der Natur- und Umweltschutz?
Wir handeln exakt auf der gleichen Wellenlänge. Unsere Arbeitsweise ist schon beinahe militant - meine Texte ebenso wie seine Fotos. Die Dringlichkeit, auf die wir aufmerksam machen wollen, bezieht sich auf den Schutz und die Wiederherstellung der für den Menschen lebenswichtigen Ökosysteme. Wir müssen gegen deren Verschwinden ankämpfen, da wir ohne sie nicht überleben können. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Kampf gegen den zunehmenden Rückgang der Wälder. Die wichtigste aller Fragen jedoch ist und bleibt die der Erhaltung und Verteilung unseres Trinkwassers.

Bernadette, wir danken wir dir.

Bibliographie de Bernadette Gilbertas
Haidar El Ali, itinéaire d’un écologiste au Sénegal. Erschienen bei Terre Vivante (2010)
Canyons, au pays des roches rouges (2005); Namibie, le désert de la vie (2003) ; Islande, l’île rebelle (2001) ; Australie, terre du rêve (2000). Alle erschienen bei Nathan.
Nature (2004) ; Images de la création (1999). Erschienen bei Chêne.
L’ouest sauvage (1991) ; Islande, de glace et de feu (1990). Erschienen bei Denoël.

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