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Interview mit José Melo unserem kapverdischen Champion

Veröffentlicht am 01.06.2012 - Ansicht die Kommentare

Hallo José! Wir freuen uns, dich hier in Praia treffen zu können...
Ja, ich bin bereits seit zwei Wochen in Praia! Es ist jedes Jahr das Gleiche: Ich muss jedes Mal herkommen, um bei den zuständigen Stellen die Erlaubnis für meine Arbeit in den Meeresschutzgebieten einzuholen.

Kannst du uns ein wenig von deinen Aktivitäten im Jahr 2012 erzählen?
2012 wird für mich und meinen Verein Biosfera ein entscheidendes Jahr werden. Dazu muss man wissen, dass Biosfera auf den Kapverden die einzige NGO ist, die das macht, was wir dort tun ... Der Fokus unserer Arbeit liegt grundsätzlich auf den Meeresschutzgebieten. Mittlerweile wenden sich viele Einwohner von Kap Verde an unsere NGO. Das ist großartig, bedeutet für uns aber auch einen hohen Reise- und Kostenaufwand, da Kap Verde aus insgesamt 10 Inseln besteht. Deshalb haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen, die Einwohner, insbesondere die Jugendlichen, zu motivieren, auf ihren Inseln lokale NGOs zu gründen und aktiv zu werden. Wir werden unsere Erfahrung dazu nutzen, sie in der Beobachtung von Vögeln und Schildkröten sowie in der Unterwasserüberwachung von Rochen auszubilden.
Im März haben wir eine Ausstellung zum sechsjährigen Bestehen von Biosfera veranstaltet. Wir haben unsere Aktionen zum Schutz von Walen, Delfinen, Vögeln und fünf verschieden Schildkrötenarten auf den Kapverde und unseren Einsatz für die Förderung der erneuerbaren Energien vorgestellt. Außerdem setzen wir weiterhin unsere Aufklärungs- und Bildungsarbeit in allen Schulen auf Mindelo fort. Ab diesem Monat beginnen wir auch mit der Kontrolle der Population von Ratten und Katzen, um auf Santa Luzia die Vögel und Reptilien wieder ansiedeln zu können. Wenn wir das nicht tun, werden sie von Katzen und Ratten gefressen werden!

Warum sollen wir die Vögel von Razo denn retten?
Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, auch wenn diese Frage eigentlich eine sehr ausführliche Antwort verdient hätte! Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Bewohner der kapverdischen Inseln angefangen, Vögel zu essen, da das Archipel von einer schrecklichen Hungersnot geplagt wurde. Das ganze wurde dadurch zum Problem, dass die Bevölkerung auch nach Ende des Krieges weiterhin die Vögel gegessen hat – nun aus Gründen der Tradition.
Die Vögel sind für die Bevölkerung jedoch sehr wichtig, vor allem für die Fischer. Ohne die Vögel, die ihm den richtigen Weg weisen, weiß der Fischer nicht, wo sich die Fische gerade aufhalten. Ganz allgemein sind die Vögel unerlässlich für die Erhaltung des Gleichgewichts unseres gesamten Ökosystems!

Ich erinnere mich noch an meine ersten Aufenthalte auf Santa Luzia und Razo, im Alter von elf Jahren, gemeinsam mit meinem Vater. Es gab dort unglaublich viele Vögel, sie waren überall, über dem Meer und auf den Inseln. 30 Jahre später habe ich zum ersten Mal wirklich realisiert, dass die Vögel mittlerweile verschwunden sind.

Seit drei Jahren überwachen wir alle neugeborenen Vögel. Wir statten sie mit einem nummerierten Ring aus und können so ihre Entwicklung bis zum Zeitpunkt ihres Aufbruchs verfolgen. Allerdings wird ein Vogel, der dieses Jahr auf der Insel geboren wird, erst in acht oder neun Jahren wieder dorthin zurückkehren, um dann selbst dort zu nisten!

Die ersten Vögel, die wir beobachtet haben, werden erst in einigen Jahren wieder hierher zurückkehren und erst dann werden wir wissen, ob sich die Vögel auch tatsächlich wieder zahlreich auf Razo ansiedeln! Mein Sohn Tommy und ich werden unsere Bemühungen weiterhin verfolgen, so lange bis wir eine dauerhafte positive Veränderung beobachten können.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Ecofund ganz herzlich für die Unterstützung bedanken. Mein Dank gilt auch unserer Patin Mariana Ramos, die im Juni 2012 ein exklusives Konzert zugunsten unserer Aktionen gibt: Kommt her und seid dabei!

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