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Seine Waffe, die Filmkamera

Veröffentlicht am 01.01.2012 von Bernadette GILBERTAS - Ansicht die Kommentare

Auszug aus dem Buch « Haidar El Ali, itinéraire d’un écologiste au Sénégal » Bernadette Gilbertas, éditions Terre Vivante

„Ich habe schon immer gefilmt um anzuprangern, aufzurütteln. Es gab viele großartige Momente, die dabei entstanden sind, ja, ganze Berge von solchen Momenten. Unter den vielen dieser magischen Momente erinnere ich mich ganz besonders an eine Szene bis ins winzigste Detail. Ich war mit meiner Kamera über den Zeitraum einer ganzen Woche hinweg einem Tintenfisch-Paar gefolgt – ein Männchen mit einem Gewicht von ca. 10 Kilo und ein Weibchen, das ungefähr 3 Kilo gewogen haben mag. Dieselben zwei Tintenfische, eine Woche lang am selben Ort. Ich bemerkte, wie das Weibchen, das auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Ablegen seiner Eier war, längere Zeit zwischen verschiedenen Orten schwankte. Schließlich fand es einen perfekten Platz: sauber, gut geschützt vor Räubern und abseits der starken Strömung. Ich sah, wie das Männchen dem Weibchen folgte und das Weibchen seine Besamung akzeptierte. Ich hatte das Glück, diese gleichzeitig so kraftvollen wie behutsamen Lebewesen beobachten zu können. Diese Tiere, denen sowohl Primitivität als auch die Abwesenheit jeglicher Intelligenz nachgesagt wird, hatten ein beeindruckendes Gespür dafür, in perfektem Einklang mit ihrer Umgebung zu handeln, um so in der freien Natur ihren Fortbestand zu sichern.

Einige dieser intensiven Momente erlebte ich auch an Orten, an die der Mensch noch nie auch nur einen Fuß gesetzt hat. Orte, an denen ich ein ähnlich starkes Gefühl empfunden habe wie damals, als der erste Mensch auf dem Mond landete. Wenn du an einen solchen Ort kommst, wirst du förmlich von einem Gefühl der Schönheit überwältigt. Das ist großartig!“
Die meiste Zeit ist Haidar ganz alleine mit seiner Kamera unterwegs um zu filmen. Jedes Mal bleibt er eine gute Woche, lebt mit den Menschen, spricht mit ihnen, tauscht sich mit ihnen aus. Nach einer Weile – wenn die Menschen Vertrauen zu ihm gefasst haben - kann er anfangen zu filmen.
„Wenn du im Senegal die Menschen mit deiner Kamera im Alltag begleitest, entwickelt sich nach zwei bis drei Monaten eine Beziehung, die sehr offen ist. Du stellst ihnen Fragen, und sie antworten dir.“

Genauso war es auch bei seinem Film über die verschiedenen Arten des Fischfangs. Nachdem er auf diese Weise das Vertrauen der Fischer gewonnen hatte, begann er dort zu filmen, wo die zum Fischfang genutzten Methoden besonders brutal und zerstörerisch sind: Netze aus Monogarn (Monofilament), in deren viel zu engen Maschen sich auch zu junge Fische verfangen, oder „verlorene“ Netze, die am Grund des Ozean liegen und so jahrelang zur tödlichen Falle für viele Fische werden, ohne dass irgendjemand oder irgendetwas davon einen Nutzen hätte. Mit dem fertigen Film in der Tasche kehrte er erneut zu den Menschen zurück.

„Das was ihr dort seht, ist das normal?“ Der Film provoziert jedes Mal eine Debatte herbei. „Diese Zeit, die ich mit euch verbracht habe, die ist wichtig“. Trotzdem muss dieser Prozess über längere Zeit andauern. Denn wenn die Dorfbewohner, also die Verursacher des Schadens, sich nicht mit dem Projekt identifizieren, dann funktioniert es nie. In kleinen Schritten können wir gemeinsam eine Lösung für das Problem erarbeiten.“ Und er fügt hinzu: „Das Wichtigste ist es, die Filme zu zeigen. Bilder sind Beweise.“

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